Verjus – ein altes Würz- und Heilmittel kehrt zurück

In der modernen Küche und Naturheilkunde erlebt ein uraltes Produkt eine stille Renaissance: Verjus, der Saft unreifer Trauben. Schon in der Antike galt er als wohltuend für Magen und Verdauung, im Mittelalter war er fester Bestandteil vieler Rezepte – heute entdecken Köchinnen, Kräuterfreunde und gesundheitsbewusste Menschen den „grünen Saft“ neu.

Verjus verbindet milden Geschmack, natürliche Säure und mögliche gesundheitliche Vorteile – ganz im Sinne einer sanften, naturverbundenen Lebensweise.

Was ist Verjus?

Der Name Verjus stammt aus dem Französischen und bedeutet „grüner Saft“. Hergestellt wird er aus unreifen, grünen Trauben, die vor der eigentlichen Weinlese geerntet und gepresst werden.
Im Gegensatz zu Wein oder Essig findet keine Gärung statt – Verjus bleibt also ein nicht alkoholisches, natürlich saures Traubenprodukt.

Sein Geschmack ist mild-säuerlich, leicht fruchtig und deutlich sanfter als der von Essig oder Zitronensaft. Dadurch eignet er sich sowohl als Würzmittel in der Küche als auch als natürliche Zutat in der Heilkunde.

Geschichte und Tradition

Verjus ist kein neues Modeprodukt, sondern ein Rückgriff auf uralte Traditionen. Schon Hippokrates und andere antike Heilkundige beschrieben die wohltuende Wirkung des grünen Traubensaftes auf den Verdauungstrakt.
Im Mittelalter war Verjus in Europa weit verbreitet. Damals nutzte man ihn in Soßen, Dressings und Fleischgerichten – überall dort, wo man heute Essig oder Zitronensaft verwenden würde.

Erst mit der Einführung von Zitrusfrüchten und industriell hergestelltem Essig verschwand Verjus allmählich aus den Küchen. Heute findet er seinen Platz wieder – als feine, natürliche und bekömmliche Alternative zu schärferen Säureträgern.

Herstellung und Qualität

Für Verjus werden unreife Trauben kurz vor der Reife geerntet – also bevor sie Zucker ansetzen. Diese frühe Ernte sorgt für eine hohe Konzentration an Fruchtsäuren, insbesondere Weinsäure und Apfelsäure.

Die Trauben werden direkt gepresst, der Saft filtriert und schonend erhitzt oder kalt steril abgefüllt, um ihn haltbar zu machen.
Je nach Rebsorte, Klima und Erntezeitpunkt variiert der Geschmack von mild-fruchtig bis kräftig-säuerlich.
Da keine Gärung erfolgt, enthält Verjus keinen Alkohol und ist auch für Menschen geeignet, die auf Alkohol verzichten möchten.

Verwendung in der Küche

In der Küche ist Verjus ein vielseitiger Alleskönner. Er kann in vielen Gerichten Essig oder Zitronensaft ersetzen, ohne deren aggressive Säure zu haben.

  • Salatdressings: Verjus verleiht Salaten eine feine, ausgewogene Säure, ohne andere Aromen zu überdecken.
  • Saucen und Suppen: Ein Spritzer sorgt für Frische und Tiefe, besonders bei Geflügel, Fisch oder Gemüse.
  • Marinaden: Durch seine Milde eignet sich Verjus hervorragend zum Marinieren empfindlicher Zutaten.
  • Getränke: Mit Wasser verdünnt ergibt sich ein erfrischendes, alkoholfreies Getränk – sanft säuerlich und vitalisierend.
  • Desserts: In Sorbets, Gelees oder Früchtekompotts sorgt Verjus für eine feine Balance zwischen Süße und Frische.

Verjus harmoniert hervorragend mit Kräutern wie Zitronenmelisse, Minze, Rosmarin oder Thymian und lässt sich somit ideal in die pflanzenbasierte Küche integrieren.

Verjus als Heilmittel

Schon früh wurde Verjus nicht nur als Würzmittel, sondern auch als Haus- und Heilmittel verwendet. In der traditionellen Heilkunde galt er als sanfte Säurequelle, die Magen, Leber und Galle anregen sollte.

Verdauung und Stoffwechsel

Die milden Fruchtsäuren des Verjus unterstützen die Magensäureproduktion und können so die Verdauung fördern – besonders nach fettreichen oder schweren Mahlzeiten. Viele Menschen empfinden ihn als wohltuend und weniger reizend als Essig oder Zitrone.

Entzündungshemmende und antioxidative Wirkung

Unreife Trauben enthalten natürliche Polyphenole und antioxidative Pflanzenstoffe, die freie Radikale neutralisieren und die Zellen schützen können. Diese Stoffe wirken entzündungshemmend und unterstützen das Immunsystem.

Basische Ernährung

Obwohl Verjus sauer schmeckt, wirkt er im Körper basenbildend und kann so zur inneren Balance beitragen – ähnlich wie andere milde Fruchtsäuren. Er passt daher gut zu einer Ernährung, die auf Entsäuerung und Wohlbefinden ausgerichtet ist.

Verjus in der modernen Naturheilkunde

In der heutigen Zeit erlebt Verjus eine neue Bedeutung: Er verbindet die Rückbesinnung auf traditionelle Heilmittel mit moderner, gesundheitsbewusster Ernährung.

  • Er gilt als verträgliche Alternative zu Essig bei empfindlichem Magen oder Histaminproblemen.
  • In der Kräuterküche dient er als sanfte Säurebasis für Heiltränke, Kräuterauszüge oder Dressings.
  • Durch seine antioxidativen Eigenschaften passt er ideal in Detox- und Fastenkuren.

Besonders Menschen, die sich naturnah ernähren, schätzen Verjus als vielseitiges, reines Produkt – frei von künstlichen Zusätzen und aus rein pflanzlicher Quelle.

Fazit

Verjus ist ein echter Schatz aus alter Zeit, der heute wiederentdeckt wird – mild, natürlich und wohltuend.
Er ist nicht nur ein hervorragendes Würzmittel, sondern auch ein sanfter Begleiter für Gesundheit und Wohlbefinden.

Ob in der Küche, als natürlicher Verdauungshelfer oder als Teil einer bewussten Ernährung – Verjus verbindet Geschmack mit Tradition und bringt ein Stück uralter Heilkunst zurück in den Alltag.

Miriam Wagner
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